Selketalbahn

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Regionen rund um den Harz mit regelspurigen Eisenbahnstrecken erschlossen. Das Mittelgebirge selbst musste noch rund 30 Jahre darauf warten. Ursache dafür waren die schwierigen Geländeverhältnisse und die Zersplitterung in mehrere Herzogtümer. Erst 1886 gründete sich das erste Eisenbahnunternehmen, die Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn-Gesellschaft (GHE).

Aus Kostengründen entschied man sich für eine Spurweite von 1000 mm. Weil die anhaltinischen Herzöge wegen ihrer Jagdreviere die aus Sicht der GHE günstigste Streckenführung verweigerten, konnte die Strecke nur über das Massiv des Ramberges führen. Da das preußische Kleinbahngesetz erst 1892 erlassen wurde, musste die Strecke nach den wesentlich strengeren Vorschriften der Königlich-Preußischen Staatsbahn errichtet werden.

Ausgangspunkt wurde die Stadt Gernrode, die bereits 1885 einen Normalspuranschluss erhielt. Nach einer Bauzeit von 316 Tagen wurde die GHE am 7. August 1887 zunächst bis Mägdesprung eröffnet und ist damit die älteste der drei Harzbahnen. Bis 1892 wurde die Strecke etappenweise nach Hasselfelde verlängert. Eine nochmalige Erweiterung erfolgte 1905 bis Eisfelder Talmühle, wo nun Anschluss an die 1896 eröffnete Nordhausen-Wernigeroder Eisenbahn, die heutige Harzquerbahn, besteht.

Ab April 1945 erfolgte als Reparation an die Sowjetunion die nahezu vollständige Demontage der Gleise und der Abtransport fast aller Lokomotiven und Wagen. Lediglich der Abschnitt Hasselfelde – Stiege – Eisfelder Talmühle blieb erhalten. Weil sich jedoch der Abtransport des Flussspates aus der Grube Herzogschacht bei Strassberg (bis 1952 Lindenberg) auf Grund des schlechten Straßenzustands als problematisch erwies, gestattete die Sowjetische Militäradministration den Wiederaufbau der Selketalbahn von Gernrode nach Strassberg. Im Jahre 1950 konnte der Betrieb wieder aufgenommen werden, nun unter Führung der Deutschen Reichsbahn. Auch der Abschnitt Strassberg – Stiege wurde wieder aufgebaut, allerdings erst 1983.

Nach der politischen Wende 1989 gab es Bestrebungen, die Selketalbahn stillzulegen. Durch vielfältiges Engagement konnte dies verhindert werden, am 1. Februar 1993 übernahmen die Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) neben der Harzquer- und Brockenbahn auch die Selketalbahn.

Genau 100 Jahre nach der letzten Erweiterung 1905  erfolgte eine weitere Verlängerung des Streckennetzes, nun von Gernrode nach Quedlinburg. Dieser Abschnitt der 2004 stillgelegten regelspurigen Strecke Frose – Quedlinburg wurde auf Meterspur umgebaut und am 4. März 2006 feierlich eröffnet. Damit beträgt die Gesamtlänge 61 km.

Auf der Selketalbahn befinden sich die steilsten Streckenabschnitte des gesamten Netzes der HSB, von Mägdesprung nach Sternhaus Ramberg und von Eisfelder Talmühle nach Birkenmoor.

Neben Dieseltriebwagen kommen auf der Selketalbahn Dampfloks der Baujahre 1918 und 1939 zum Einsatz. Ein originales Fahrzeug der Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn-Gesellschaft, der 1933 in Dessau gebaute zweiachsige Dieseltriebwagen GHE T1, steht für Charter- und Sonderfahrten zur Verfügung.

Nahe des Haltepunkts Drahtzug am 16.10.2011 (c) Joachim Volkhardt
Nahe des Haltepunkts Drahtzug am 16.10.2011 (c) Joachim Volkhardt

Fahrplan Selketalbahn